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Paulo Guerras holt vierten Cross-EM-Titel

Katalin Szentgyorgyi gewinnt bei den Frauen - DLV-Läuferinnen überraschend Dritte - Cross-EM in Malmö

11.12.2000

Paulo Guerra ist Europas bester Crossläufer. Nicht nur, daß der 30jährige bei den 7. Cross-Europameisterschaften in Malmö nach 1994, 1995 und 1999 bereits zum vierten Titel laufen konnte, er ist im Querfeldeingelände der einzige Europäer, der der afrikanischen Übermacht einigermaßen Paroli bieten kann. Im Erholungspark Bulltofta vor den Toren Malmös jedenfalls ließ er einmal mehr keinen Zweifel daran, wer in Europa die Nummer eins ist - auch wenn er ein Großteil der olympischen Saison wegen einer Sehnenverletzung ausgefallen war. Sergey Lebed, der 1998 im italienischen Ferrara das Europachampionat gewinnen konnte, hatte gegen den kampfstarken Portugiesen keine Chance ebenso die in breiter Phalanx agierenden Franzosen mit Driss El Himer Lyes Ramoul und Mustapha El Ahmadi. "Ich habe mich drei Monate lang auf diese Titelkämpfe vorbereitet und in einer mental starken Verfassung" kommentierte Guerra seinen neuerlichen Erfolg. "Jetzt möchte ich auch gegen die Afrikaner bei der Cross-WM in Dublin gut aussehen!"

Die Männer sorgten zweifellos für den Höhepunkt der 7. Cross-Europameisterschaften in der südschwedischen Hafenstadt, die einmal mehr im Schnittpunkt des Leichtathletik-Interesses stand. Allerdings wurde das frühere Flughafengelände eher zu einem familiären Treffen der Läufer aus 32 Nationen, für die junge Tradition der europäischen Cross-Country-Meisterschaften eine Rekordbeteiligung. Selbst die eher frühlingshafen Witterungsbedigungen mit teilweise Sonnenschein konnten die sportbegeisterten Schweden der Öresundregion nicht zum Zuschauen bewegen, so blieb einmal mehr ein interessantes, kurzweiliges Ereignis den absoluten Insidern vorbehalten. Nicht nur durch den vierten Sieg von Paulo Guerra sollte der zweite Adventssonntag zu einem Festtag für die Portugiesen werden, sondern das Mannschaftsgold des Frauenteams und erst die Nachwuchssiege durch die Juniorin Jessica Augusto und das Juniorenteam dürften den Fortbestand der Cross-Tradition sichern. Nicht zuletzt durch diese exzellente Medaillensammlung konnte Paulo Guerra von einem "großen Tag für Portugal" sprechen. Interessanterweise sah dies auch Katalin Szentgyorgyi nach dem Gewinn des Frauentitels. "Bei uns hat Cross im besonderen und Langstreckenlaufen im allgemeinen keinen besonderen Stellenwert!" klagte die 21jährige Ungarin, die das Duell der jungen Generation an der Spitze des Frauenwettbewerbs mit einem couragierten Antritt in der Schlußrunde vor der 24jährigen Analidia Torre und der bereits zum vierten Male auf Rang drei einlaufenden 23jährigen Olivera Jevtic gewinnen konnte.

Mit erhobenem Haupt können aber auch die deutschen Crossläufer den Weg zurück über den Öresund antreten, denn nur 1997 im portugiesischen Oeiras war ein deutsches Team mit zwei Medaillen ähnlich erfolgreich, ansonsten herrschte in den Bilanzen der Verantwortlichen stets das Prinzip Hoffnung vor. Nicht nur, daß der wie Paulo Guerra kühl berechnend auftretende Juniorensieger Wolfram Müller das deutsche Lager jubeln ließ, sondern die unverhoffte Bronzemedaille der deutschen Langstrecklerinnen war zweifellos die (größere) Überraschung. Mit Engagement und kämpferischem Elan schafften Michaela Möller, Sabrina Mockenhaupt und Susanne Ritter einen Erfolg, der die auf der Kippe stehende Nominierung der deutschen Langstrecklerinnen hundertprozentig rechtfertigte. "Das Auftreten unserer Frauen hat mich positiv überrascht", staunte Teamchef Lothar Hirsch über Bronze, auch wenn er nach einem Gerangel mit einer nicht nachvollziehbaren Reaktion einer Ordnungskraft und erheblichen Quetschungen der linken Hand andere Sorgen hatte. "Dafür habe ich die Männer stärker eingeschätzt!" Wobei er keineswegs Wolfram Müller gemeint haben konnte, der ganz im Stile eines (erfahrenen) Klassemannes einen nachhaltigen Beweis seines großen Talentes ablegte, falls es dieses noch nach dem 5000 m-EM-Titel in Riga und der 1500 m-WM-Silbermedaille in Santiago de Chile überhaupt noch bedurfte.

"Ich hätte nicht geglaubt, daß ich so rasch aus dieser Gruppe herausfallen würde. Mir ging es bis zur vierten Runde wirklich gut" faßte Sebastian Hallmann seine Eindrücke zusammen. Der deutsche Langstreckenmeister hatte sich vom Start weg in erlesener Umgebung an der Spitze des knapp einhundert Läufer großen Feldes festgesetzt - aber nur bis zur Streckenhälfte. "Als dann aber ordentlich Druck gemacht wurde, war ich schnell draußen!" Der vierwöchige Unteroffizierslehrgang hatte dem Freisinger doch mehr zugesetzt, als ihm lieb war. "Schon alleine deshalb mußte die Cross-EM für mich einen anderen Stellenwert haben. Mit guter Substanz läßt sich in solch einem Rennen etwas ausrichten!" ist sich Hallmann sicher. Als 26. befand er sich freilich dennoch in bester Gesellschaft mit dem Russen Maximov (27.) oder dem früheren Cross-Europameister Jörgensen (30.). Unter der Rubrik Erfahrungen sammeln läßt sich der EM-Start für die Wolf, Mintzlaff, Kröckert und Co. durchaus einordnen. Es wäre falsch, hier schon den Stab brechen zu wollen, schließlich spiegelt das Abschneiden im Mittelfeld die derzeitige Situation im deutschen Langstreckenlager wieder.

Während Sabrina Mockenhaupt und Susanne Ritter den unerwarteten dritten Rang ausgelassen bejubelten, zeigte sich die eigentlich beste deutsche Starterin Michaela Möller nachdenklich. "Mir war, als hätte ich eine Blockade in den Beinen"" gestand die 26jährige Architektin. "Wenn man weiß, was hätte sein können, bleibt eigentlich nur der Frust. Aber zumindest haben wir Bronze in der Mannschaftswertung geholt!" richtete sich Michaela Möller aber selbst wieder etwas auf. Mit "großem Biß" holte sie noch in der Schlußrunde die furios gestartete Sabrina Mockenhaupt ein, die zwischenzeitlich sogar einmal auf Rang fünf (!) aufgetaucht war. "Ich glaube, das war doch etwas zu forsch!" Aber - wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Trotz allem Wenn und Aber, die DLV-Frauen waren in Malmö Gewinner.

Wilfried Raatz

Lutz Zauber: "Aufbau trägt Früchte" Lohn für Sabrina Mockenhaupt und Susanne Ritter - Harte Erfahrungen für DLV-Junioren in Malmö

Nachwuchstrainer Lutz Zauber weiß wovon er spricht, als er in der Teambesprechung im Athletenhotel Scandic Hotel Triangeln für die Vielzahl der Debütanten gebetsmühlenartig das Motto "Erfahrungen sammeln" wiederholt. Gerne hätte schon zu diesem frühen Zeitpunkt als Beispiele Sabrina Mockenhaupt und Susanne Ritter angeführt, doch die sollten erst am Folgetag die Bestätigung abliefern. Zusammen mit Michaela Möller lieferten die 20jährige Sabrina "Mocki" Mockenhaupt und die 22jährige Susanne Ritter eine Klasseleistung ab, die letztendlich mit der Bronzemedaille mit 54 Punkten hinter Portugal (18) und Groß-Britannien (33) belohnt wurde. "Gück muß man haben" freute sich die nur 1,54 m große Läuferin aus dem Siegerland und blickte noch völlig aufgeregt auf die knappen Punktabstände zu den nur hauchdünn folgenden Mannschaften aus Belgien (55), Rumänien (60), Irland (60) und Frankreich (60). Schließlich weiß der Bundestrainer die beiden Langstrecklerinnen seit 1997 in Turin und Oeiras in der internationalen Cross-Konkurrenz. "Die beiden haben es verstanden, sich den Anforderungen zu stellen" und meint dabei den konsequenten Aufstieg über die Junioren- hinein in die Frauenklasse. "Hier trägt unser langfristiger Aufbau erste Früchte!"

Davon sind freilich die DLV-Junioren noch weit entfernt. Sieht man einmal von Wolfram Müller und dem bei der letztjährigen Cross-EM im slowenischen Velenje schon eingesetzten Torben Everszumrode ab. "Bei den Deutschen war mein bislang härtestes Rennen" gestand Antje Hoffmann. Die 18jährige Langstreckenmeisterin mußte auf dem kräftezehrenden Geläuf in Bulltofta erkennen, daß international ein anderer Wind weht. Anfangs tauchte die junge Magdeburgerin noch mutig in der Spitze neben der inzwischen mit türkischem Paß versehenen Elvan Can (für Äthiopierin unter ihrem Namen Hewan Abeye gestartet), den Potter-Zwillingen, Jessica Augusto oder der Schweizer Triathlon-Junioren-Weltmeisterin Nicola Spirig auf, um schlußendlich als 53. bitteres Debütanten-Lehrgeld zu bezahlen. "Ich mußte immer am Limit laufen, am Berg ging nichts mehr!" Sie wird gewiß wiederkommen wie auch die noch am Freitag ins Team gerückte Katja Rosenplänter, die als Triathletin erst drei Läufe hinter sich hat und als bestplacierte DLV-Starterin 37. wurde. Sie sollte sich vielleicht als Vorbild Nicola Spirig nehmen, die als Triathletin und Duathletin weltbeste Nachwuchsathletin ist und nach Velenje nun auch in Malmö in der Leichtathletik auf Erfolgskurs läuft. Als Fünfzehnte laufen die DLV-Juniorinnen als Team in der Punkteaddition der europäischen Klasse derzeit noch hinterher. "Bis auf Katja sind alle im kommenden Jahr noch startberechtigt" macht Lutz Zaber allen kräftig Mut. Anders ist die Situation freilich bei den Junioren, wo Jan Förster (als zweitbester DLV-Starter hinter Wolfram Müller) allein zurückbleiben wird und ein Neuaufbau zwingend wird. Dank Müllers Platzziffer eins und dem soliden Auftritt von Jan Förster und Florian Neuschwander gab es hier mit Rang fünf übrigens wie 1999 eine standesgemäße Placierung.

-wira

Wolfram Müller wird Cross-Junioren-Europameister "Nun alles erreicht, was erreichbar war!" - Zum rechten Zeitpunkt die richtige (Renn)Entscheidung

Lobeshymnen sind auf Wolfram Müller schon einige gesungen worden. Eine weitere dürfte landauf landab für das "größte Talent seit Dieter Baumann" (so eine frühere Einschätzung von Teamchef Lothar Hirsch) nach dem Gewinn der Junioren-Cross-Europameisterschaft auf Malmös "Bulltofta" fällig sein. "Das war doch ein guter Abschluß der Jugendklasse" fragt Wolfram Müller im Umkleidezelt hinter dem Zieleinlauf die Umstehenden und gibt sich selbst die Antwort: "Ich habe mit den beiden Junioren-EM-Titel in Riga über 5000 m und im Cross hier in Malmö und der Vizeweltmeisterschaft in Santiago de Chile über 1500 m alles erreicht, was erreichbar war!" An Selbstbewußtsein mangelt es dem hochaufgeschossenen jungen Mann aus Pirna keineswegs, schließlich ist er festentschlossen, seinen Weg zum Professionalismus zu gehen. Erst vor einigen Tagen hat er den Entschluß gefaßt, der 12. Jahrgangsstufe ade zu sagen, um sich vollends dem Leistungssport zuzuwenden. "Das kann doch nicht aufgehen: Zwölf Trainingseinheiten in der Woche, Physiotherapie und in der Schule nicht nur mithalten, sondern auch noch das Versäumte nachzuholen!" Er setzt klare Prioritäten, wenngleich er zugibt, daß sich die Schule "richtig Mühe" gegeben habe. Die neue Trainings- und Wohngemeinschaft mit Franek Haschke soll nun erst richtig in Fahrt kommen. Richtig in Fahrt war Wolfram Müller vom Start weg auf dem früheren Flugplatz vor den Toren Malmös. "Das Tempo war nicht hoch, ich hatte nie Probleme" versichert er im Brustton der Überzeugung, alles richtig gemacht zu haben. Zusammen mit den Briten Mohamed Farah und Chris Thompson, dem Russen Aleksandr Sekletov, dem Portugiesen Rui Petro Silva und dem starken Österreicher Markus Pröll kontrollierte Wolfram Müller selbst dann in ausgebuffter Manier das Feld, als der Schwede Henrik Ahnström selbst schon fünfzig Meter Vorsprung vor den Verfolgern herausgelaufen hatte. "Ich wußte, der Schwede hält das nicht durch!" Als dann Müller und Co. in der Schlußrunde das Tempo etwas anzogen, war es um den tapferen Schweden allerdings rasch geschehen. Mit dem rechten Blick für die Situation machte Wolfram Müller mit einem konsequenten Antritt bergauf innerhalb von nur wenigen Metern alles klar - zum Erfolg. "Obwohl ich eigentlich nicht hierher wollte, habe ich es dann doch gemacht, dem Henning und der Mannschaft zuliebe", bekannte der neue Vorzeigeläufer der Nation und dankte damit auf seine Weise "seinem" Bundestrainer Henning von Papen. Nervenkitzel und etwas Streß, das ist es, was das die große Nachwuchshoffnung stets auf Trab hält. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eine sich hinziehende Dopingkontrolle vor Ort, ein aus dem Mannschaftszelt abhanden gekommener Rucksack mit den Autoschlüsseln des in Dresden stehenden Autos von Kumpel Haschke, die in letzter Minute erreichte Maschine im Kopenhagener Flughafen - kein Wunder, wenn sich Wolfram Müller zum Weihnachtsfest auf zwei Wochen zum Relaxen in der warmen Sonne Lateinamerikas freut....

Wilfried Raatz


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